Delcone b2b Die Clique @ Distrikt 2: KOMPASS: Extrema Outdoor 2019
Puls, Panorama, Push: Wie Delcone und Die Clique im b2b-Modus den KOMPASS-Distrikt bei Extrema 2019 elektrisierten
Manchmal genügt ein einziger Festivalmoment, um das Wesen elektronischer Clubkultur auf den Punkt zu bringen: zwei DJs, eine Bühne, ein gemeinsamer Atem. Delcone und Die Clique lieferten 2019 genau einen solchen Moment, als sie im b2b-Modus auf dem Distrikt 2 des KOMPASS-Showcase bei Extrema Outdoor das Publikum zwischen Staub, Sonne und Stroboskoplicht in kollektive Ekstase versetzten. Was blieb, ist die Erinnerung an ein Set, das das Wechselspiel aus Spontaneität und Präzision meisterhaft ausbalancierte – ein Lehrstück darüber, wie eine Bühne, eine Crowd und zwei musikalische Handschriften zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen.
Ein Festival als Resonanzraum
Extrema Outdoor zählt zu den großen Open-Air-Treffen für elektronische Musik in Belgien. Festivals dieser Art sind nicht bloß Aneinanderreihungen von Acts; sie sind temporäre Städte mit eigener Dramaturgie, in denen Wege, Wasserflächen, Food-Trucks und Dancefloors zu Bausteinen einer gemeinsamen Erfahrung werden. Ein solches Festival ist mehr als die Summe seiner Line-up-Punkte: Es ist ein Resonanzraum, der die Energie der Spielstätten, die Handschrift der Kuratoren und den Geschmack des Publikums bündelt.
Der Distrikt 2: Architektur aus Bass und Licht
Der sogenannte Distrikt 2 – kuratiert von KOMPASS – war 2019 die Heimat für dunkle, hypnotische Grooves. Der Raum war dabei nicht nur optisch, sondern vor allem akustisch definiert: Tief abgestimmte Subwoofer setzten die körperliche Grundierung, während fein abgestimmte Tops und ein sensibles Systemtuning den Sound bis in die letzten Reihen trugen. In einem Techno-Kontext entscheidet oft die Abbildung des Kick-Basses über die Qualität der Erfahrung; hier passte das Zusammenspiel aus Anlage und Umgebung, unterstützt von einer Lichtgestaltung, die auf rhythmische Akzente statt auf bloßen Bombast setzte. Der Mix aus Nebel, eng gesetzten Lichtkegeln und rhythmischem Lichttechnik-Design schuf einen Raum, in dem sich das Set wie eine Geschichte entfalten konnte.
Back-to-Back: Dialog statt Duell
b2b – back-to-back – ist mehr als eine Spielerei. Es ist ein Dialogformat, das zwei Perspektiven auf Techno, House und angrenzende Stile clever verschränkt. Während Solo-Sets oft eine lineare Dramaturgie verfolgen, entstehen im b2b Spannungsbögen aus wechselseitigen Überraschungen: Der eine DJ setzt eine perkussive Nummer, der andere kontert mit einer atmosphärischen Fläche; mal werden Tempi fein variiert, mal wird eine Hook über drei Übergänge neu kontextualisiert. Delcone und Die Clique agierten wie zwei Erzähler, die denselben Plot von unterschiedlichen Seiten her aufrollen – mal hart und trocken, mal warm und federnd, stets mit dem Fokus auf den gemeinsamen Groove. Das Ergebnis: ein Set, das die Crowd in ein Wellenbad aus Build-ups und Breaks tauchte, ohne je in bloßes Effektfeuerwerk zu kippen.
Werkzeuge der Intuition
Hinter den Decks ist Handwerk Trumpf. Ein präziser Mischpult-Einsatz, geschicktes Beatmatching und situative Entscheidungen über EQs und Effekte – all das formt den Fluss. Ob mit Plattenspieler oder digitalen Medien gespielt wird, ist am Ende zweitrangig, solange Timing und Dramaturgie stimmen. Viele DJs greifen zusätzlich auf MIDI-Controller, Effektgeräte oder eine Digitale Audio-Workstation zurück, um Loops zu setzen, Texturen zu layern oder spontane Edits zu bauen. Entscheidend ist, wie sich diese Tools in den musikalischen Spannungsbogen einfügen – und genau hier lag die Stärke dieses b2b: Übergänge wirkten organisch, Effekte dienten dem Groove, nicht dem Selbstzweck.
Soundästhetik: Von Schub und Schatten
Die Soundästhetik des Sets lebte von Kontrasten. Straffe Kicks und minimalistische Bassfiguren stellten die Basis, darüber schwebten modulare Synth-Sequenzen, verhallte Vocal-Schnipsel und metallische Hi-Hats. Wo manche Sets heute mit breitwandigen Drops operieren, bauten Delcone und Die Clique eher auf mikrodramatische Feinheiten – eine Art stetiges Atmen. So entwickelte sich ein Sog, der mit jeder Minute dichter wurde, ohne je die Luft abzuschneiden. Das war Tanzmusik, die fordert und belohnt, die Körper und Kopf gleichsam adressiert, wie es die besten Momente der Clubkultur seit jeher tun.
Crowd und Kultur
Belgische Dancefloors besitzen eine besondere Mischung aus Bodenständigkeit und Exzessbereitschaft. Man kennt die Codes, respektiert den Raum und weiß zugleich, wann man ihn fallen lassen darf. In diesem Spannungsfeld entfaltete sich das Set: Hände oben, Blicke nach vorne, Reihen, die sich wie ein Organismus bewegen. Es war eine Variation des klassischen Rave-Versprechens: Gemeinsamkeit durch Rhythmus. Und obwohl die Bühne das Zentrum bildet, entsteht die eigentliche Magie im Zusammenspiel von DJs und Tänzern – ein Kreislauf, der sich zwei Stunden lang selbst verstärkte.
Kuratorischer Kontext: KOMPASS als Gütesiegel
KOMPASS steht in der Wahrnehmung vieler Heads für eine bestimmte Klangsignatur: roh, hypnotisch, kompromisslos, aber nie eindimensional. Diese Kurationslinie prägte den Distrikt 2 und damit auch den Rahmen, in dem Delcone und Die Clique agieren konnten. Wer hier spielt, weiß um die Erwartungshaltung – und nutzt sie, um sie produktiv zu unterlaufen. So wirkte das Set zugleich erwartbar stringent und angenehm überraschend: eine Handschrift, die auf Details, Texturen und Timing setzt, statt auf bloße Effekte.
Fragen & Antworten zum DJ Set
Was bedeutet b2b bei einem DJ-Set?
b2b steht für „back-to-back“ und meint, dass zwei DJs abwechselnd oder gemeinsam spielen – etwa Track für Track oder in Blöcken. Der Reiz liegt im Dialog und in spontanen Richtungswechseln, die den Flow lebendig halten.
Welche Musikstile dominierten bei Delcone & Die Clique?
Im Zentrum standen Varianten von Techno und House, ergänzt durch hypnotische, toolige Grooves und dezent atmosphärische Elemente.
Wodurch unterschied sich das Set von einem Solo-Auftritt?
Durch das Wechselspiel zweier Handschriften: Überraschungsmomente, unerwartete Übergänge und eine dynamische Dramaturgie, die aus dem Dialog entsteht.
Gibt es eine offizielle Tracklist oder Aufnahme?
Bei Festivalsets ist eine komplette, offizielle Tracklist eher selten. Mitunter tauchen Mitschnitte oder Fan-Playlists in sozialen Netzwerken auf; verlässlich ist das jedoch nicht und bleibt vom Veranstalter abhängig.
Welche Rolle spielt die Technik auf der Bühne?
Entscheidend sind ein sauber abgestimmtes Mischpult, präzises Beatmatching, kontrollierte Effektnutzung und eine Anlage mit reichlich Dezibel-Reserven sowie tragfähigen Subwoofern.
Wie lange dauert ein b2b-Set typischerweise auf einem Festival?
Zwischen 60 und 120 Minuten sind üblich; bei kuratierten Bühnen mit Fokus kann es auch länger werden, abhängig vom Timetable und der Dramaturgie des Tages.
Faktisches
- Extrema Outdoor 2019 war Teil der europäischen Festivalsaison, die sich von späten Frühjahrs- bis frühen Herbstmonaten erstreckt.
- Der KOMPASS-Distrikt bündelte Acts mit klarer Ausrichtung auf hypnotische, funktionale Clubmusik.
- b2b-Sets leben von spontaner Kommunikation – nonverbal über Mix, Trackwahl und Energielevel.
- Eine hochwertige Beschallung mit starken Subwoofern ist für bassgetriebene Stile essenziell.
- Mit präzisem Beatmatching und gezieltem EQ-Einsatz lassen sich lange, fließende Übergänge schaffen.
- Der räumliche Aufbau und die Lichttechnik prägen die Wahrnehmung eines Sets ebenso wie die Trackauswahl.
- Die Crowd ist aktiver Bestandteil: Reaktionen des Publikums beeinflussen Tempo, Härtegrad und Auswahl der nächsten Stücke.
- Schutz des Gehörs ist bei hohen Lautstärken wichtig; Gehörschutz gehört zur Grundausstattung erfahrener Festivalgänger.
Kritische Analyse
- Kurationslogik: Ein stark kuratierter Distrikt erzeugt eine klar erkennbare Klangsignatur – das schafft Identität, kann aber auch zu ästhetischer Homogenität führen. Die Balance zwischen rotem Faden und Vielfalt bleibt eine zentrale Herausforderung.
- Festivalisierung der Clubkultur: Wenn Clubästhetik auf großem Open-Air-Gelände stattfindet, droht mitunter der Verlust der Intimität, die viele Clubnächte auszeichnet. Die Frage lautet: Wie übersetzt man „dunklen Raum, nah am DJ“ ins Weite eines Festivalareals?
- Nachhaltigkeit: Großevents bringen Logistik-, Energie- und Müllfragen mit sich. Initiativen rund um Nachhaltigkeit – etwa Mehrweg-Systeme oder energieeffiziente Licht- und Tonkonzepte – sind wichtig, müssen aber kontinuierlich evaluiert und ausgebaut werden.
- Gehörgesundheit: Hohe Schalldruckpegel sind Teil der Ästhetik, bergen jedoch Risiken. Veranstalter und Publikum tragen Verantwortung, Information und Gehörschutz zur Norm zu machen.
- Dokumentation: Während die Magie des Moments viel von der Unerwartbarkeit lebt, erschwert das Fehlen offizieller Mitschnitte und Tracklisten die spätere Aufarbeitung für Fans und Szenehistorie.
Fazit
Delcone b2b Die Clique im KOMPASS-Distrikt bei Extrema Outdoor 2019 war ein Paradebeispiel dafür, wie kuratierte Festivalbühnen das Beste aus Clubästhetik und Open-Air-Exzess vereinen können. Der Dialog zweier DJs schärfte den Fokus auf Groove, Textur und Timing; die Bühne und ihr Sounddesign formten eine akustische Architektur, in der sich die Dramaturgie des Sets organisch entfalten konnte. Was bleibt, ist das Bild einer Crowd, die sich von fein gezeichneten Spannungsbögen tragen ließ, und zweier DJs, die im Wechselspiel den Puls eines Sommertages in ein gemeinsames Narrativ überführten. Diese Performance steht stellvertretend für das, was moderne Clubkultur im Festivalformat leisten kann: Kollektive Energie, die sich im Takt sammelt – und lange nachhallt.
Quellen der Inspiration
- Wikipedia: Belgien
- Wikipedia: Festival
- Wikipedia: Techno
- Wikipedia: House (Musik)
- Wikipedia: Diskjockey
- Wikipedia: Subwoofer
- Wikipedia: Dezibel
- Wikipedia: Beatmatching
WICHTIG
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