Backstage bei Sonne Mond und Sterne SMS 2025 XXVII
Zwischen Basswellen und Bühnengeflüster: So tickt das Herz hinter den Kulissen des SMS 2025
Die Bilder vom Ufer des Bleilochstausees, tausende tanzende Menschen und eine Lichtshow, die sich im Wasser spiegelt – all das gehört zum kollektiven Gedächtnis des SonneMondSterne-Festivals. Wer 2025 zur XXVII. Ausgabe nach Saalburg-Ebersdorf in Thüringen pilgert, spürt die gigantische Maschinerie, die nötig ist, um elektronische Tanzmusik in eine immersive Welt zu verwandeln. Doch erst ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie viele Zahnräder ineinandergreifen müssen, damit der Bass punktgenau einsetzt, die Laser choreografiert pfeilen und der Timetable im Minutentakt hält.
Backstage ist kein mythischer Ort, sondern eine hochorganisierte Arbeitszone. Hier arbeiten Fachleute aus Bühnentechnik, Tontechnik und Lichttechnik Hand in Hand: Rigger hängen Truss-Systeme millimetergenau in die Höhe, Stagehands schieben Flightcases wie Tetris-Blöcke über rutschfeste Matten, während der FOH-Engineer die Frequenzen sortiert wie ein Dirigent seine Streicher. Parallel dazu baut der Monitor-Engineer die Klangwelt auf der Bühne – denn wer schon einmal vor 20.000 Menschen ein DJ-Set gespielt hat, weiß: Ohne präzisen Monitorsound wird selbst der sicherste Mix zur Lotterie.
Die Anreise von Acts und Crews verläuft nach minutiösen Produktionsplänen. Artist-Logistik koordiniert Shuttles und Slots, die Production kümmert sich um die „Rider“: Von benötigtem Equipment – etwa Plattenspielern, DJ-Playern und Mischpulten – bis zu spezifischen Monitor-Setups. Ein Line-Check stellt sicher, dass alle Signalwege sauber sind; der eigentliche Soundcheck ist oft kurz und effizient, denn der Wechsel zwischen Acts muss schnell gehen. Gerade bei Genres wie Techno oder House zählt Timing: Cue-Punkte, Übergänge, Filterfahrten – alles lebt davon, dass Technik und Mensch synchron denken.
Währenddessen erweckt das Licht- und Visual-Team die Bühne zum Leben. Timecode-basierte Shows verketten Licht, Laser und Video in präzise eingerasteten Szenen. Der VJ liefert Mats und Loops, die Operator programmieren Chaser, Strobes und Farbwelten, die zur Dramaturgie des Sets passen. Auch Pyrotechnik ist strikt reglementiert: Sicherheitszonen, Zündvorrichtungen und Freigaben werden mehrfach gecheckt, bevor die Funken in den Thüringer Nachthimmel steigen.
Das Festivalgelände am Bleilochstausee ist eine logistische Herausforderung. Wege müssen kurz, Strompfade redundant, Netzwerke stabil sein. Backstage-Zelte fungieren als multifunktionale Räume: Hier werden Interviews geführt, Daten gesichert, USB-Sticks gespiegelt, Controller kalibriert, Cases repariert. Die Stage-Manager – in der deutschsprachigen Theatertradition oft mit der Rolle der Inspizienz verwandt – sind die Taktgeber. Sie koordinieren Changeovers, verarzten spontane Planänderungen und halten die Showcrew auf Kurs, wenn ein Flug verspätet ist oder plötzlich ein Kabelweg gesperrt werden muss.
Dass die 27 in römischen Zahlen als „XXVII“ erscheint, ist mehr als ein grafischer Gag. Die römische Zahl steht sinnbildlich für eine Historie, die das SMS geprägt hat – von frühen Ausgaben, als Paul Kalkbrenner oder Sven Väth Meilensteine setzten, bis hin zu jüngeren Techno-Heldinnen wie Charlotte de Witte. Solche Namen stehen stellvertretend für die Vielfalt, die Besucherinnen und Besucher in Saalburg erwartet – und für den Anspruch, die Backstage-Prozesse stets an neue künstlerische Anforderungen anzupassen.
Ein oft unterschätzter Teil: die Energie- und Nachhaltigkeitsplanung. Große Bühnen verbrauchen viel Strom, doch moderne Generatoren, Lastmanagement, LED-Fixtures und smarte Routing-Konzepte senken den Bedarf erheblich. Mülltrennung, Mehrwegsysteme und Kooperationen mit lokalen Partnern entlasten Umfeld und Infrastruktur. Lärm- und Immissionsschutz – Stichwort Dezibel – werden laufend überwacht, damit Musikgenuss und Nachtruhe der Region in Balance bleiben.
Backstage ist auch ein sozialer Mikrokosmos. Köche brutzeln nährstoffreiche Gerichte, Physiotherapeuten behandeln verspannte Schultern, und zwischen Cases entstehen die besten Gespräche: über groovende Kicks, knarzende Basslines und das Geheimnis eines perfekt gesetzten Breaks. Zugleich regieren klare Regeln: Zutrittszonen, Sicherheitsbriefings, Funkdisziplin. Ein Festival dieser Größenordnung ist ein Festival der Präzision – und die entsteht aus Teamgeist und Respekt.
Fragen & Antworten zum DJ Set
Wie läuft der Soundcheck für ein DJ-Set typischerweise ab?
Zuerst prüft die Crew Strom, Verkabelung und Signalfluss. Dann werden die Ausgänge der Player und des Mixers gepegelt, Monitore eingestellt und ein kurzer Testmix gefahren. Ziel ist kein Showcase, sondern Funktionssicherheit.
Was passiert, wenn eine DJ kurzfristig mit eigenem Setup kommt?
Die Stage- und Toncrew planen „Drop-in“-Szenarien: freie Kanäle, DI-Boxen, zusätzliche Stromkreise und Platz am Pult. So kann ein Controller oder eine Drum-Maschine ohne Zeitverlust integriert werden.
Warum klingen Sets auf dem Festival manchmal anders als im Club?
Open-Air-Bedingungen, Wind, Temperatur und die Größe des Publikums beeinflussen die Akustik. Das FOH kompensiert mit EQ, Limiting und Delay-Lines – trotzdem bleibt ein Open-Air-Sound eigenständig.
Wie werden Übergabezeiten zwischen zwei Acts so kurz gehalten?
Durch Doppel-Setups, A/B-Matrizen am Mixer, vorbereitete Presets und klare Changeover-Checklisten. Während ein Set läuft, richtet die Crew das nächste unhörbar vor.
Wer entscheidet über die Lautstärke während des Sets?
Die finale Kontrolle liegt beim FOH in Abstimmung mit dem Produktionsleiter und den Immissionsauflagen. Künstlerwünsche werden berücksichtigt, Grenzen des Lärmschutzes jedoch nicht überschritten.
Kann ein DJ spontan die Lichtshow beeinflussen?
Ja, per Timecode, MIDI-Triggers oder Absprache mit dem Operator. Häufig gibt es dynamische Cues, die der Vibe des Sets steuert, ohne die Sicherheit von fest programmierten Szenen zu gefährden.
Faktisches
- Das SonneMondSterne findet am Ufer der Bleilochstausee in Saalburg-Ebersdorf statt.
- „XXVII“ markiert die 27. Ausgabe – die Zählweise nutzt römische Zahlen.
- Typische Backstage-Rollen sind Stage-Manager, FOH-Engineer, Monitor-Engineer, Rigger, VJ und Lichtoperator.
- Ein Line-Check ist vom vollwertigen Soundcheck zu unterscheiden: Er prüft Signalwege, nicht die finale Klangabmischung.
- Bei Techno und House sind stabile Clock- und Cue-Strukturen für fließende Übergänge zentral.
- Die Crew setzt vermehrt auf LED-Technik und effizientes Lastmanagement zur Reduktion des Stromverbrauchs.
- Immissionsschutz regelt maximale Schallpegel, gemessen in Dezibel, um die Umgebung zu schützen.
- Backstage gilt das Prinzip „Safety first“: klare Wege, geprüfte Anschlagmittel, Brandschutz und definierte Evakuierungsrouten.
Kritische Analyse
So reibungslos die Maschinerie wirkt, sie bleibt anfällig für Störungen. Wetter ist der größte Unsicherheitsfaktor: Starker Wind kann die Akustik verändern, Regen die Elektrik gefährden. Auch die Lieferketten sind sensibel – fehlt ein Adapter oder eine Spezialhalterung, wird der Changeover zur Zitterpartie. Hier zeigt sich, wie wichtig Redundanz ist: doppelte Signalwege, Ersatzgeräte, Plan B bis Z.
Ein weiteres Spannungsfeld besteht zwischen künstlerischer Freiheit und Sicherheitsauflagen. Pyro, Nebel, Flammen – spektakulär, aber risikobehaftet. Jedes Sonderfeature erfordert zusätzliche Prüfungen und kann den Ablauf verzögern. Ähnlich komplex ist die Balance zwischen Lautstärke und Lärmschutz: Das Publikum liebt Druck im Bass, doch Anwohner und Naturschutz brauchen Ruhephasen. Transparente Kommunikation und verlässliche Messpunkte sind daher essenziell.
Nicht zuletzt bleibt Nachhaltigkeit ein Dauerthema. Fortschritte in Licht- und Audiotechnologie sind greifbar, doch Transport, Energieerzeugung und Abfallmanagement wirken als Gegenkräfte. Festivals wie das SMS sind Laboratorien für neue Lösungen – von HVO-Kraftstoffen über modulare Bühnen bis zu smarter Routenplanung für Shuttles. Entscheidend ist, diese Ansätze konsequent zu skalieren und über das Wochenende hinaus zu denken.
Auch sozial kann Backstage herausfordernd sein: Viele Gewerke arbeiten in Hochlastphasen mit wenig Schlaf. Gute Teamkultur, faire Schichtpläne und professionelle Betreuung verhindern Überlastung. Diversity-Aspekte – etwa die gezielte Förderung weiblicher und nicht-binärer Talente in Technik-Teams – sind ebenfalls ein Hebel, um Kreativität und Leistung zu steigern.
Fazit
Backstage beim SMS 2025 ist ein Kraftwerk aus Präzision, Improvisation und Leidenschaft. Zwischen Cases und Kabelbrücken wird sichtbar, was das Publikum vorn als magische Leichtigkeit erlebt: minutiöse Planung, technische Exzellenz und ein Team, das in Sekundenbruchteilen Entscheidungen trifft. Ob beim Line-Check, beim letzten Cue vor dem Drop oder bei der stillen Reparatur eines Steckverbinders – hier schlägt das Herz des Festivals. Wer die Faszination elektronischer Musik liebt, findet hinter den Kulissen nicht weniger Kunst, nur eine andere: die Kunst, aus tausenden Details eine gemeinsame, rauschende Nacht zu bauen.
Quellen der Inspiration
- Wikipedia: SonneMondSterne
- Wikipedia: Bleilochstausee (Bleilochtalsperre)
- Wikipedia: Saalburg-Ebersdorf
- Wikipedia: Thüringen
- Wikipedia: Elektronische Tanzmusik
- Wikipedia: Tontechnik
- Wikipedia: Lichttechnik
- Wikipedia: Festival
WICHTIG
Du solltest übrigens gerade weil die Künstler mit Streaming nicht gerade viel verdienen, sie am besten direkt unterstützen. Viele Künstler haben die Möglichkeit für Spenden. Mit dem Spendenbutton unter dem Video kannst du z.B. den Klubnetz Dresden e.V. unterstützen. Definitiv solltest Du Auftritte besuchen und wenn Du einen Plattespieler hast, kaufe die besten Tracks auf Vinyl!




























































































