AHAR at Château Perché festival 2023 @Bazoches, France
Zwischen Türmen und Tanzflächen: Wie AHAR das Château-Feeling von Bazoches 2023 in vibrierenden Klang verwandelte
Wer je davon geträumt hat, in einem historischen Schloss zu einem elektrisierenden DJ‑Mix zu tanzen, fand beim Château‑Perché‑Wochenende 2023 in Bazoches den perfekten Traumort. Vor der Kulisse des markanten Château de Bazoches – einst Wirkstätte des Militäringenieurs Vauban – verwandelte sich der Park des Anwesens in ein lebendiges Labor für elektronische Tanzmusik, Lichtkunst und euphorische Begegnungen. Inmitten dieser besonderen Alchemie stand ein Set von AHAR, das für viele Besucher zum erzählerischen Höhepunkt des Wochenendes wurde: ein dramaturgisch fein kuratierter Flow aus rhythmischer Tiefe, subtilen Melodien und überraschenden Brüchen, der die Räume zwischen Historie und Gegenwart mit Energie füllte.
Das Château‑Perché‑Konzept, ein nomadisches Festival mit Vorliebe für außergewöhnliche Orte, bietet jährlich neu die Frage an: Wie lässt sich ein kulturelles Erbe bespielen, ohne es zu überdecken? Die Antwort entsteht in der Begegnung von Architektur, Publikum und Sound. Bazoches, im Département Nièvre gelegen und Teil der Region Bourgogne‑Franche‑Comté in Frankreich, liefert dafür eine besondere Topografie: Sichtachsen zwischen Mauern und Bäumen, Höfe, in denen sich Schall spiegelt, Weiten, die die Bässe wie eine weiche Welle tragen. AHARs Set nutzte diese Umgebung nicht nur als Bühne, sondern als Resonanzkörper. Wo tagsüber der Blick über die Landschaft schweifte, verdichtete sich nachts das Gefühl, gemeinsam in einem temporären Mikrokosmos zu stehen – getragen von Takt, Bass und dem Reflexionstanz der Lichter an den uralten Steinen.
Musikalisch führte AHAR die Menge entlang einer fein balancierten Kurve. Stilistisch verwoben wurden Elemente aus Techno, Deep‑House‑Nuancen aus der Tradition von House und – in den ruhigen Passagen – cineastische, fast ambienthafte Zwischentöne. Dieser Ansatz zeigte sich in Übergängen, die nie nur Funktion, sondern Erzählwerkzeug waren: Crescendi, die geduldig aufgebaut wurden; Drops, die nicht auf Effekt, sondern auf Kontext zielten; melodische Linien, die als roter Faden durch das Set wanderten. Man bekam den Eindruck, als lege AHAR Kapitel an Kapitel, bis aus dem Tanz eine gemeinsame Geschichte entstand.
Eine Besonderheit des Abends war die Wechselwirkung mit dem Licht. Installationen aus der Welt der Lichtkunst zeichneten geometrische Figuren in den Nachthimmel, während Projektionen die Fassaden des Schlosses sanft einfärbten. In manchen Momenten entstand daraus eine Art „akustische Architektur“: Die Rhythmik schien auf die Strukturen der Mauern zu antworten, die visuellen Elemente wiederum gaben den Tracks eine optische Kontur. Dieses Zusammenspiel lässt sich vielleicht am besten als synästhetischer Dialog beschreiben – ein Kernmerkmal vieler Rave‑Erlebnisse und doch hier, durch den Ort, besonders aufgeladen. Dass in dieser Atmosphäre die Grenzen zwischen Performer und Publikum fließend wurden, überraschte kaum: Hände in der Luft, Kollektivmomente des Jubels, und immer wieder dieses Gefühl, Teil einer temporären Gemeinschaft zu sein, die sich in der Musik spiegelt – genau die Wirkung, die Rave-Kultur seit Jahrzehnten prägt.
Technisch wirkte das Set ausgesprochen aufgeräumt. Die Bassführung war druckvoll, ohne die Mitten zu verschlucken; der Raumklang blieb transparent, sodass kleine perkussive Details hörbar blieben. Ein zentrales Qualitätsmerkmal solcher Nächte liegt darin, wie gut Kontrolle und Loslassen austariert werden – und AHAR traf den Punkt bemerkenswert: Die Tracks wurden nicht einfach aneinandergereiht, sondern in ihrer Energie so gebogen, dass die Crowd stets ein Ziel vor Augen hatte. In den späten Stunden, wenn die Temperatur sinkt und die Müdigkeit anklopft, entscheidet diese dramaturgische Sorgfalt oft darüber, ob ein Floor fragmentiert oder zusammenbleibt. In Bazoches blieb er zusammen – ein fließender Körper, der den Groove hielt, als wäre er eine unsichtbare Brücke zwischen den Türmen des Schlosses.
Über reine Euphorie hinaus öffnete das Set auch Momente der Reflexion. Einige melodische Motive entfalteten einen fast nostalgischen Unterton; kurze Breaks ließen Raum für Blicke in den Himmel, für das Geräusch der Menge, für das Rauschen der Bäume. Gerade in diesen Atemzügen zeigte sich, wie stark ein historischer Ort die Wahrnehmung färbt: Wo im Club die Dunkelheit homogenisierend wirkt, erzählt ein Schlosspark Geschichten. Man hört sie nicht, aber man meint, sie im Hall zu spüren.
Inhaltlich bedeutete AHARs Auftritt mehr als „nur“ ein gelungenes Set. Er war exemplarisch für die Stärke des Château‑Perché‑Formats: Musik als kuratorische Praxis, die Raum liest, respektiert und verwandelt. Die Verbindung zu Bazoches – dem Schloss von Vauban, einer Ikone französischer Militärarchitektur – brachte eine zusätzliche Ebene hinein. Es ist reizvoll, dass gerade elektronische Musik, lange Zeit von Feuilletons als „flüchtig“ belächelt, hier die robusten Steine einer Festung in Schwingung versetzte. Diese Reibung erzeugt Funken – ästhetisch, emotional, kulturell.
Fragen & Antworten zum DJ Set
- Wer ist AHAR?
AHAR ist ein DJ und Producer aus der europäischen Underground‑Szene. Bekannt ist der Act für narrative Sets, die zwischen deeper Emotionalität und clubtauglicher Energie balancieren – ideal für immersive Open‑Air‑Bühnen.
- Welche Musikstile prägten das Set?
Ein Mix aus Techno und melodischen House‑Strömungen, punktuell ergänzt durch ambienthafte Passagen. Das Ergebnis war ein dramaturgisch geschlossener Spannungsbogen.
- Was machte die Location Bazoches besonders?
Das Château de Bazoches bietet historische Architektur, natürliche Akustik und eindrucksvolle Sichtachsen. Diese Faktoren verstärken die Wirkung von Klang, Licht und Choreografie der Menge.
- Wie unterschied sich das Erlebnis von einem Club‑Gig?
Open‑Air‑Akustik, die räumliche Größe und die visuelle Einbettung in ein Schlossumfeld erzeugen eine andere Wahrnehmung. Ein Club fokussiert; Bazoches öffnet – akustisch wie emotional.
- Gab es visuelle Highlights?
Ja. Lichtinstallationen aus der Lichtkunst setzten die Fassaden in Szene, während Projektionen und Nebel die Bühne in ein dynamisches Tableau verwandelten.
- Ist das Château‑Perché‑Festival familienfreundlich?
Château Perché ist ein Festival für erwachsene Besucher mit Fokus auf elektronische Musik. Die Programmpunkte, Zeiten und Lautstärken sind primär auf Tanz‑ und Nachtkultur ausgerichtet.
Faktisches
- Bazoches liegt im Département Nièvre in der Region Bourgogne‑Franche‑Comté in Frankreich.
- Das Château de Bazoches ist historisch mit Vauban verbunden, einem der bedeutendsten Festungsarchitekten Europas.
- Das Format Château Perché steht exemplarisch für die Nutzung außergewöhnlicher Orte durch elektronische Musik und Performance‑Kunst.
- Im Open‑Air‑Kontext trägt Wind die hohen Frequenzen weiter, während Bass in Bodennähe stärker fühlbar bleibt – ein akustischer Vorteil für tanzbare Sets.
- Eine präzise Sounddesign‑Abstimmung ist essenziell, um historische Bauten zu respektieren und gleichzeitig Club‑Qualität im Freien zu erzielen.
- Techno und House teilen Wurzeln in Drum‑Maschinen‑Rhythmik, unterscheiden sich aber in Tempo, Groove und harmonischem Fokus.
- Rave‑Kultur (Rave) lebt von Temporärarchitekturen – Bühnen, Licht, Sound –, die sich in Landschaft und Stadt einfügen.
- Kuratorische Dramaturgie entscheidet bei längeren Sets über kollektive Aufmerksamkeit: Aufbau, Ruhepunkte und Finale strukturieren die gemeinsame Erfahrung.
Kritische Analyse
So eindrucksvoll AHARs Set in Bazoches 2023 war, lohnt sich der kritische Blick auf das Format. Erstens: die Balance zwischen kulturellem Erbe und Gegenwartskultur. Ein Schloss wie Bazoches ist mehr als Kulisse; es ist ein Denkmal. Die Nutzung als Bühne fordert Respekt gegenüber Material, Akustik und Anwohnern. Hier zeigt sich, wie wichtig klare Auflagen, sensible Technik‑Setups und Dialoge mit lokalen Institutionen sind. Zweitens: Nachhaltigkeit. Festivals arbeiten an besseren Mobilitäts‑ und Abfallkonzepten, doch An‑ und Abreise bleiben große Emissionsfaktoren. Transparente Maßnahmen – von Shuttles bis Mehrweg – werden zum Qualitätskriterium.
Drittens: Inklusion und Zugang. Historische Orte sind selten barrierefrei. Will man die Vielfalt der Szene abbilden, braucht es konkrete Lösungen – Rampen, Bodenbeläge, klare Wegeführung, Ruhe‑Zonen. Viertens: Kuratorische Verantwortung. Line‑ups, die Diversität ernst nehmen, und dramaturgische Konzepte, die nicht nur „Peak‑Hour‑Effekte“ addieren, entscheiden darüber, ob ein Abend wirklich erzählt, statt nur zu akkumulieren. AHARs Performance zeigte, wie stark ein Set wird, wenn es Raum, Zeit und Publikum dramaturgisch zusammendenkt.
Fünftens: Lärmschutz und Community‑Beziehungen. Was im Moment ekstatisch wirkt, kann außerhalb des Festivalareals als Belastung ankommen. Klare Kommunikationswege, Monitoring und Nachbereitung mit der Gemeinde sind daher keine Nebensache, sondern Voraussetzung, damit solche Formate langfristig Bestand haben. Schließlich: Digitale Repräsentation. In sozialen Medien überlagert die Ästhetisierung schnell die Erfahrung selbst. Wer kuratiert, trägt Verantwortung, über Bilder hinaus den Kontext mitzuerzählen – Geschichte des Ortes, Gründe für Produktionsentscheidungen, ökologische Maßnahmen.
Fazit
AHARs Auftritt beim Château‑Perché‑Wochenende 2023 in Bazoches war mehr als ein starker Slot in einem dicht belebten Timetable. Er wurde zur Blaupause dafür, wie elektronische Musik Orte lesen und beleben kann: Im Zusammenspiel aus präzisem Aufbau, fein geführter Klangdramaturgie und der Aura eines geschichtsträchtigen Schlosses entstand ein fesselnder Moment kollektiver Konzentration. Die architektonische Umgebung verhalf der Musik zu einer Art dritter Dimension, während das Publikum die Energie zurück in den Raum spiegelte. Dass ein Set so organisch wachsen und zugleich kontrolliert wirken kann, ist kein Zufall, sondern Ergebnis von Handwerk, Hörsensibilität und Respekt vor dem Ort. Wer wissen will, warum die Gegenwart der Clubkultur so oft in historischen Räumen nach Zukunft klingt, findet in Bazoches eine überzeugende Antwort – und in AHARs Performance einen der Gründe.
Quellen der Inspiration
- Wikipedia: Frankreich
- Wikipedia: Bourgogne‑Franche‑Comté
- Wikipedia: Nièvre
- Wikipedia (fr): Château de Bazoches
- Wikipedia: Vauban
- Wikipedia: Elektronische Tanzmusik
- Wikipedia: Techno
- Wikipedia: House (Musikrichtung)
WICHTIG
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