Ricardo Villalobos | DJ Set @ Sundeck Chile (2019)
Geboren in Chile, aufgewachsen in Deutschland, Weltbürger – so lässt sich Ricardos Leben geografisch ziemlich gut zusammenfassen. In seinem Elternhaus herrschte ein reges Kommen und Gehen von anderen im Exil lebenden Südamerikanern und die Familie Villalobos genoss gerne die Musik aus ihrer fernen Heimat, am liebsten mit einer ganz undeutschen Lautstärke. Zu Salsa und südamerikanischer Folklore gesellten sich Oper, Rock und später Pioniere der elektronischen Musik wie Tangerine Dreams oder Kraftwerk. Ricardos Vater gab ihm die Chance, seine angeborene Musikalität zu entwickeln, indem er ihn mit Musik aus allen möglichen Genres und Kulturen bekannt machte. Und einmal ließ er den kleinen Ricardo in der Obhut einer Sambaschule in Brasilien zurück. Ricardo war also eigentlich ein leidenschaftlicher Schlagzeuger, bevor er anfing, sein Talent zu nutzen, um mit elektronischer Musik zu experimentieren. Sein untrügliches Rhythmusgefühl war schon immer eines seiner Hauptmerkmale und zeigt sich in seinen eigenen Produktionen ebenso wie in der Wahl der Platten oder seiner Fähigkeit, seine Sets so kohärent und homogen zu gestalten. 1988 spielte er zum ersten Mal in einem Club, bewaffnet mit seiner beachtlichen, breit gefächerten Plattensammlung. Seine ersten Produktionen realisierte er mit dem berühmten Roland-Synthesizer, doch Anfang der 90er begann Ricardo, sein Equipment aufzurüsten und sich Acid House und frühen Techno-Sounds zu widmen. 1992 veröffentlichte er seine erste Produktion auf dem Label Overdrive. Gleichzeitig wurde Ricardo in Darmstadt und Frankfurt aus ganz anderen Gründen ziemlich berühmt: Er organisierte illegale Partys in leerstehenden Gebäuden oder unter Autobahnbrücken – wer dabei war, redet noch immer mit leuchtenden Augen davon… In diesem Umfeld rieb er sich erstmal Schultern mit Frankfurter Urgesteinen wie Ata und Heiko M/S/O oder Roman Flügel und Jörn Elling Wuttke (Alter Ego) aus Darmstadt. Nach seiner ersten Veröffentlichung auf Playhouse lud die Ongaku-Crew Ricardo ein, beim Eclipse Rave in Chile zu spielen; das war der erste seiner vielen Besuche in seinem Heimatland. Er und andere Musiker wie Atom Heart oder Dandy Jack hatten einen starken Einfluss auf die aufkeimende chilenische House- und Techno-Bewegung. Nach seiner ersten Reise nach Ibiza im Jahr 1995 nahm Ricardo die Insel als drittes Zuhause an. Er spielte 1999 bei einem Cocoon-Event im Amnesia und trat später in diesem Jahr der Cocoon-Buchungsagentur bei. Heute gibt es keinen Kontinent, auf dem Ricardo nicht gespielt hat; seine musikauswahl ist für andere djs und fans gleichermaßen richtungsweisend, und obwohl seine track nie kommerziell sind, sind sie enorm erfolgreich und er ist weit über die grenzen der Underground-Musikszene hinaus bekannt. Viele seiner Produktionen erreichen bereits Kultstatus, wenn die ersten Whitelabels auftauchen. Ricardos unerschöpfliche Kreativität und Innovation und sein untrügliches Gespür für das Publikum machen ihn zu einem herausragenden Künstler in der zeitgenössischen Welt der elektronischen Musik.
WICHTIG:
Du solltest übrigens gerade weil die Künstler mit Streaming nicht gerade viel verdienen, sie am besten direkt unterstützen. Viele Künstler haben die Möglichkeit für Spenden. Mit dem Spendenbutton unter dem Video kannst du z.B. den Klubnetz Dresden e.V. unterstützen. Definitiv solltest Du Auftritte besuchen und wenn Du einen Plattespieler hast, kaufe die besten Tracks auf Vinyl!