@EnricoSangiulianoOfficial SET at KFF23 #kappafuturfestival #futurfestival
Wenn Stahlträger beben: Enrico Sangiulianos elektrisierender Techno-Moment beim KFF23 in Turin
Es gibt Festivalmomente, die sich einbrennen – nicht nur in die Erinnerung der Anwesenden, sondern in das kollektive Gedächtnis einer Szene. Ein solcher Moment war das DJ-Set von Enrico Sangiuliano beim KFF23, dem Kappa FuturFestival in Turin. Vor der spektakulären Kulisse von Parco Dora, einem urbanen Park, dessen rostrote Industrieästhetik wie eine Bühne für große elektronische Geschichten wirkt, schuf Sangiuliano ein Klangpanorama, das zwischen hypnotischer Präzision und explosiver Energie oszillierte. Wer Techno liebt, weiß: Ein großartiges Set ist mehr als eine Aneinanderreihung von Tracks. Es ist Dramaturgie, Raumgefühl, kollektive Ekstase – und genau diese Mischung lieferte Sangiuliano beim KFF23 mit souveräner Handschrift.
Ein Künstler zwischen Studio-Exzellenz und Bühnenmagie
Enrico Sangiuliano hat sich in den vergangenen Jahren als einer der verlässlichsten Lieferanten für peitschende Grooves und monumentale Breaks etabliert. In der Tradition der europäischen Techno-Schule verbindet er kompromisslosen Druck mit detailverliebtem Sounddesign. Seine Studioarbeit – geprägt von straffem Arrangement, satten Bässen und kristallklaren Höhen – ist die perfekte Grundlage für Sets, die auf großen Bühnen funktionieren. Beim KFF23 zeigte er, wie Studioästhetik live atmen kann: Er modulierte Spannungen, ließ Themen organisch wachsen und setzte Drops so gezielt, dass die Masse zu einer einzigen vibrierenden Oberfläche verschmolz.
Kappa FuturFestival: Ein industrielles Kathedralenfest
Das Kappa FuturFestival zählt zu den prägendsten Open-Air-Treffpunkten der elektronischen Musik in Südeuropa. Das Setting in Parco Dora, einer ehemaligen Industriefläche, die zum Park transformiert wurde, ist ein Statement: Zwischen Stahlträgern und Beton entsteht eine temporäre Kathedrale für Kickdrum und Subbass. Dieser Ort trägt die Energie des Genres – eine Musik, die aus Maschinenklängen geboren wurde und in urbanen Räumen ihre stärkste Wirkung entfaltet. In Turin, einer Stadt mit reicher industrieller Tradition, wirkt Techno nicht aufgesetzt, sondern organisch – fast, als wäre der Ort selbst Teil der Show.
Von der ersten Kick bis zur finalen Eruption: Das dramaturgische Rückgrat
Ein starkes DJ-Set lebt von einer klaren Erzählung. Sangiuliano eröffnete mit einem schiebenden Groove, legte eine stabile Four-on-the-Floor-Basis und ließ darüber percussive Muster kreisen, die sich in feinen Nuancen veränderten. Es ging weniger um abruptes Spektakel, sondern um konsequente Verdichtung: Schicht um Schicht wuchs der Klangkörper, bis die erste große Eruption die Crowd in Jubel ausbrechen ließ. Danach wechselten sich Tunnelmomente – tiefe, hypnotische Phasen – mit offenen, hymnischen Passagen ab, in denen flirrende Synth-Layer die Höhe markierten. Wer sich im Takt verlor, fühlte, wie die Zeit elastisch wurde: 90 Minuten konnten sich anfühlen wie ein einziger, intensive Atemzug.
Sounddesign, Technik und das Handwerk des Mixens
So sehr Techno über Intuition funktioniert – ohne handwerkliche Präzision ist die Magie flüchtig. Sangiuliano zeigte beim KFF23 sein Gespür für sauberes Beatmatching und die Kunst, Frequenzen zu balancieren. Tiefe Kicks bekamen Raum, die Mitten blieben aufgeräumt, die Höhen glänzten ohne zu beißen. Man hörte den Perfektionisten, der weiß, wie man die Energie bei 125–132 BPM so kontrolliert, dass sie nie abreißt. Ob er Samples, Synthesizer-Flächen oder Drum-Machine-Rolls andeutete: Alles diente der Architektur des Moments. Gerade in den Übergängen zeigte sich die Klasse – kleine Filterfahrten, dezente Reverbs, kurze Delays – minimal in der Geste, maximal in der Wirkung.
Auch der Raumklang spielte mit: Die offene Stahl- und Betonlandschaft von Parco Dora verstärkte Transienten und gab dem Bass eine körperliche Qualität. Wo andere Venues den Sound verschlucken, reflektiert diese Umgebung ihn auf eine Art, die Techno-Fans lieben – roh, unmittelbar, greifbar. Das KFF23-Setup sorgte dafür, dass die Energie nicht nur hörbar, sondern physisch spürbar wurde.
Zwischen Hypnose und Katharsis: Publikum und Atmosphäre
Das Publikum war ein Teil der Komposition. Wer in die Gesichter blickte, sah dieses spezielle Leuchten, das auf Festivals entsteht, wenn die Musik zur Sprache wird, die alle verstehen. Hände in der Luft, geschlossene Augen, zeitweiliges Innehalten vor den Drops – und dann das Umschlagen in kollektive Ausgelassenheit. Sangiuliano verstand es, den Raum zu lesen: Er nahm Druck heraus, wenn nötig, ließ Luft an die Musik und dosierte die Eskalation. Das Ergebnis war ein Set, das sich nicht im Selbstzweck der Härte erschöpfte, sondern als bewegende, zusammenhängende Erzählung wirkte.
Einordnung in die Techno-Landschaft
In einem Festival-Line-up, das traditionell Größen und Newcomer vereint, markierte Sangiulianos Auftritt einen Fixpunkt. Er demonstrierte, wofür moderne europäische Techno-Ästhetik steht: kompromisslose Funktionalität, ausgefeilte Klangarchitektur und die Fähigkeit, aus reduzierten Mitteln maximale Wirkung zu erzielen. Wer Techno auf eine bloße Kick reduziert, verkennt die Tiefe des Genres: Es ist eine Kultur mit eigener Geschichte, von Detroit über Berlin bis Turin, mit Codes und Ritualen, die jedes Jahr aufs Neue gefeiert und fortgeschrieben werden. Sangiulianos KFF23-Set war ein Kapitel in dieser fortlaufenden Geschichte.
Fragen & Antworten zum DJ Set
- Wie lange dauerte das Set ungefähr?
Festival-Slots liegen häufig zwischen 60 und 120 Minuten. Beim KFF23 bewegte sich Sangiulianos Auftritt im typischen Bereich für Main-Stage-Acts und bot ausreichend Zeit für einen klaren Spannungsbogen.
- Welche musikalische Ausrichtung dominierte?
Treibhafter, peaktime-orientierter Techno mit kraftvollem Low-End, flächigen Synths und präzisen, perkussiven Akzenten – energiegeladen, aber strukturiert.
- Gab es besondere musikalische Höhepunkte?
Die stärksten Momente entstanden aus Spannung und Entladung: lange Build-ups, pointierte Drops und dramaturgisch klug gesetzte Breaks, die das Publikum gemeinsam „abheben“ ließen.
- War das Set eher linear oder abwechslungsreich?
Es folgte einer stringenten Linie, variierte aber Texturen und Intensität, um Hypnose und Überraschung zu verbinden – ein Wechselspiel, das über die gesamte Dauer trug.
- Wie war die Klangqualität vor Ort?
Die Open-Air-Architektur von Parco Dora unterstützte den druckvollen Sound; saubere Abstimmung von Bass und Höhen sorgte für klare, körperliche Präsenz.
- Gibt es Aufnahmen oder Streams des Sets?
Offizielle Vollmitschnitte sind von Festivals nicht immer verfügbar. Häufig existieren jedoch Aftermovies, Ausschnitte oder Fan-Clips, die die Atmosphäre einfangen.
Faktisches
- Das Kappa FuturFestival findet seit den 2010er-Jahren in Turin statt und hat sich zu einem der größten Open-Air-Events für elektronische Musik in Italien entwickelt.
- Austragungsort ist der urbane Park Parco Dora, dessen industrielle Überreste eine ikonische Festival-Ästhetik schaffen.
- Enrico Sangiuliano ist als DJ und Produzent für druckvollen, melodisch akzentuierten Techno bekannt.
- Die musikalische Basis bilden 4/4-Kicks (Four-on-the-Floor) mit BPM-Bereichen, die typischerweise zwischen 120 und 135 BPM liegen.
- Professionelles Beatmatching und penible EQ-Arbeit sind entscheidend, um große Flächen und schwere Bässe transparent zu halten.
- Live kommen häufig Synthesizer-Layer und Drum-Machine-Muster zum Einsatz, die den Tracks zusätzliche Tiefe geben.
- Open-Air-Festivals stellen besondere Anforderungen an das Beschallungssystem, da Wind, Temperatur und bauliche Reflexionen die Wahrnehmung beeinflussen.
- Turin besitzt eine lebendige Kulturgeschichte zwischen Industrie und Kunst – eine Mischung, die die elektronische Musikszene der Stadt beflügelt.
Kritische Analyse
So mitreißend Sangiulianos KFF23-Auftritt war, erlaubt ein kritischer Blick einige Fragen. Erstens: Die Monumentalisierung des Techno-Sounds auf großen Bühnen birgt das Risiko, dass Feinheiten zugunsten maximaler Wirkung verloren gehen. Nicht jeder zarte Übergang überlebt den Outdoor-Basstornado; gelegentlich wünscht man sich mehr stille, fragile Momente, die das große Ganze kontrastieren. Zweitens: Die festivaltypische Taktung mit festen Slotlängen zwingt selbst erfahrene DJs in starre Zeitkorsetts. Die Möglichkeit, über drei Stunden eine wirklich epische Dramaturgie zu entwickeln, ist selten – ein Verlust für ein so erzählerisches Set-Design, wie es Sangiuliano beherrscht. Drittens: In einer Szene, die sich rasant weiterentwickelt, steht jeder Artist vor der Herausforderung, Wiedererkennbarkeit und Innovation auszubalancieren. Wer eine starke Signatur hat, läuft Gefahr, in Erwartungshaltungen gefangen zu sein. Gerade deshalb sind KFF-Momente wichtig, in denen mutige, unerwartete Akzente gesetzt werden – sei es über neue Texturen, überraschende Tempi-Wechsel oder experimentelle Breakdowns. Schließlich bleibt die Frage nach Nachhaltigkeit: Großevents sind emotional unbezahlbar, ökologisch aber anspruchsvoll. Hier sind Festivalmacher und Szene gemeinsam gefordert, den Footprint konsequent zu reduzieren, ohne die Intensität der Erfahrung zu verlieren.
Fazit
Enrico Sangiulianos Set beim KFF23 war eine Lehrstunde darin, wie Techno auf großen Bühnen funktionieren kann: präzise, packend, mit Sinn für Dramaturgie und Raum. Zwischen den stählernen Relikten von Parco Dora spannte er einen Bogen vom druckvollen Understatement bis zur kathartischen Eruption – stets getragen von einem Sound, der Körper und Kopf gleichermaßen adressierte. Wer Techno nicht nur hören, sondern erleben will, fand hier ein Kondensat dessen, was das Kappa FuturFestival auszeichnet: eine eindrucksvolle Verbindung aus Ort, Community und Musik. Und genau darin liegt die nachhaltige Wirkung dieses Auftritts – er war nicht nur ein Set, sondern ein Ereignis.
Quellen der Inspiration
- Wikipedia: Enrico Sangiuliano
- Wikipedia: Kappa FuturFestival
- Wikipedia: Turin
- Wikipedia: Parco Dora
- Wikipedia: Techno
- Wikipedia: Four on the Floor
- Wikipedia: Beats per Minute
- Wikipedia: Beatmatching
WICHTIG
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