RICARDO VILLALOBOS B2B RARESH @ CAPRICES FESTIVAL Switzerland 2025 by LUCA DEA [Modernity stage]
Alpine Hypnose: Wenn zwei Minimal-Ikonen die Glashalle zum Schweben bringen
Auftakt: Ein Festival über den Wolken
Es gibt Orte, an denen elektronische Musik nicht nur gehört, sondern körperlich erlebt wird. Das Caprices Festival in der Schweizer Bergwelt ist ein solcher Ort: Mitten über dem Kurort Crans-Montana, im Kanton Wallis, erstreckt sich die legendäre Modernity Stage wie ein gläsernes Klanglabor hoch in den Alpen. Wenn in der klaren Luft der Schweiz die ersten Basswellen rollen, fühlt sich die Umgebung an, als würde sie selbst atmen. Genau hier erlebten Fans 2025 eine jener seltenen Konstellationen, die Techno-Geschichte schreiben: ein Back-to-Back-Set von Ricardo Villalobos und Raresh – zwei Meistern der filigranen Hypnose.
Die Modernity Stage ist berühmt für ihre Panoramafenster und den Eindruck, als spiele die Musik direkt in den Himmel. Schon beim Betreten dieser Bühne verschmelzen Natur und Clubkultur. Der Blick schweift über Bergkämme, während fein ziselierte Frequenzen die Temperatur im Raum setzen. In dieser Umgebung entfaltet ein B2B-Dialog seine besondere Magie: Spannungen entstehen, lösen sich auf, und der Raum wird zum Resonanzkörper eines fortwährenden Gesprächs.
Zwei Meister des Understatements
Ricardo Villalobos gilt seit Jahrzehnten als Poet der Reduktion. Seine Sets oszillieren zwischen Minimal Techno und Microhouse, getragen von einer Elastizität, die selbst in stillen Momenten Spannung erzeugt. Villalobos’ Handschrift: eine Mischung aus schwebenden Grooves, fremdartigen Percussions und subtilen Verschiebungen, die wie kleine tektonische Bewegungen unter der Oberfläche wirken.
Raresh steht derweil für die rumänische Schule der Präzision: elegant, tiefenorientiert, rhythmisch hoch konzentriert. Er ist ein Architekt des Flusses – niemand, der die großen Gesten sucht, sondern ein DJ, der über Stunden hinweg narrative Feinheiten ausrollt. Im Zusammenspiel entfalten Villalobos und Raresh eine Balance aus Spontaneität und Kontrolle, die an ein gut eingespieltes Jazz-Duo erinnert: Einer setzt einen Impuls, der andere antwortet – und das Publikum spürt den Moment, in dem aus zwei Perspektiven eine gemeinsame Vision wird.
B2B als Gespräch auf Plattentellern
Back-to-Back ist mehr als eine Set-Form – es ist ein Dialogverfahren. Zwei DJs kommunizieren über Beats, Breaks und Stimmungen. Mal wechseln sie sich Platte für Platte ab, mal in größeren Blöcken. Besonders in der Ästhetik von Minimal und Microhouse, wo wenige Elemente große Wirkung entfalten, ist Timing entscheidend: Der kleinste Filterzug, ein kaum hörbarer Delay-Schweif oder die Einbettung eines perkussiven Klicks kann eine komplette Dramaturgie verschieben. Villalobos und Raresh beherrschen diese Mikrochoreografie meisterhaft. Zwischen Vinyl-Romantik und akribischer Auswahl entsteht ein offenes System, das sich minütlich neu organisiert.
Die Modernity Stage unterstützt dieses Prinzip: Dank ihrer akustischen Transparenz und der visuell-architektonischen Leichtigkeit trägt sie die feinen Nuancen weit. Subbässe wandern wie warme Strömungen durch die Glashalle, Hi-Hats schimmern in der Höhenluft, und das Publikum wird Teil eines Klangs, der sich permanent verändert, ohne je seinen Kern zu verlieren.
Der 2025er Moment: Präzision, Geduld und die Kunst des Leerraums
Set-Mitschnitte und Erinnerungen der Anwesenden sind sich einig: 2025 stand im Zeichen der Geduld. Statt schneller Höhepunkte gab es lange, kontrollierte Anstiege. Grooves bauten sich organisch auf, verharrten in elegantem Schweben und fanden erst spät ihre kathartischen Augenblicke. Dieses Spiel mit Erwartung ist typisch für eine Schule des Minimal, die mehr auf Psychologie als auf Pyrotechnik setzt. Wer auf der Modernity Stage tanzt, weiß: Hier geht es weniger um Drop-Feuerwerke, mehr um die kontemplative Aufladung eines Raumes, bis der letzte Zweifel der Gravitation weicht.
Villalobos und Raresh nutzten den offenen Himmel wie eine zusätzliche Ebene. Wo anderswo der Club die Grenzen setzt, öffnete der Blick in die Weite den Sound – ein Phänomen, das man bei vielen Open-Air-Situationen kennt, aber selten in solcher Klarheit spürt. Jede neue Platte schien nicht bloß den Beat zu wechseln, sondern den Horizont zu verschieben. Und immer wieder diese charakteristische Leichtigkeit: ein Funkeln in den Höhen, ein federnder Bass, dazu dieses kaum greifbare Organische, das Minimal Techno seit jeher auszeichnet.
Fragen & Antworten zum DJ Set
Worum handelt es sich bei diesem Set genau?
Es ist ein gemeinsames Back-to-Back-DJ-Set von Ricardo Villalobos und Raresh auf der Modernity Stage des Caprices Festival 2025 in den Schweizer Alpen.
Was macht den Reiz eines B2B zwischen Villalobos und Raresh aus?
Beide sind Meister subtiler Rhythmik. Im Dialog entstehen Spannungsbögen, die sehr langsam reifen und das Publikum über lange Zeit in Bewegung halten.
Welche Musikstile prägen die Performance?
Die Klangsprache bewegt sich zwischen Minimal Techno und Microhouse, mit organischen Grooves, reduzierten Percussions und viel Raum für kleine Details.
Was ist das Besondere an der Modernity Stage?
Die gläserne Architektur mit Bergpanorama schafft eine einzigartige Akustik und Atmosphäre, die filigrane Sets mit großer Transparenz trägt.
Gibt es einen offiziellen Mitschnitt?
Gelegentlich kursieren Video- oder Audioaufnahmen aus dem Publikum. Offizielle Veröffentlichungen sind festival- und künstlerabhängig; daher sollte man stets die Kanäle der Künstler und des Festivals prüfen.
Wie bereitet man sich als Besucher auf ein langes Minimal-Set vor?
Leichtes Outfit für wechselnde Temperaturen, ausreichend Wasser, Pausen für den Kreislauf und die Bereitschaft, sich auf eine langsame, hypnotische Dramaturgie einzulassen.
Faktisches
- Das Caprices Festival findet in den Schweizer Alpen oberhalb von Crans-Montana statt und ist für seine Höhenlage und Panorama-Architektur bekannt.
- Die Modernity Stage gilt als eine der ikonischsten Bühnen für Minimal und Microhouse, weil sie Naturkulisse und Clubästhetik vereint.
- Ricardo Villalobos prägt seit den 1990ern die Schnittstelle zwischen Club, Experiment und reduzierter Tanzmusik.
- B2B-Sets sind eine improvisatorische Form des DJ-Dialogs, in dem Kuratieren und Reagieren gleichberechtigt sind.
- Der Sound-Schwerpunkt liegt auf Groove-Orientierung statt Effekt-Überladung: weniger Drop, mehr Fluss.
- Vinyl bleibt in diesem Kontext oft ein ästhetisches Statement; die haptische Arbeit mit der Schallplatte erlaubt besondere Übergänge und Texturen.
- Die alpine Umgebung beeinflusst Wahrnehmung und Akustik: klare Höhen, trockene Luft und ein Raum, der Details hörbar macht.
- 2025 bestätigt die Kontinuität des Festivalprofils: Qualität vor Quantität, kuratierte Tiefe statt bloßem Spektakel.
Kritische Analyse
So überwältigend die Erfahrung auch ist – einige Fragen bleiben. Erstens: Zugänglichkeit. Minimalistische, stundenlang aufgebaute Sets verlangen Aufmerksamkeit und Geduld. Wer nach schnellen Höhepunkten sucht, könnte unterfordert sein. Ist diese Form elitär? Nicht per se – doch sie setzt eine gewisse Hörerfahrung voraus. Zweitens: Dokumentation. Mitschnitte aus dem Publikum sind verlockend, doch sie spiegeln selten die tatsächliche Präsenz und Dynamik wider. Die gläserne Modernity Stage lebt von der Interaktion von Sound und Landschaft; ein Smartphone-Mikrofon kann das kaum einfangen. Die Debatte, ob inoffizielle Aufnahmen dem Erlebnis nutzen oder schaden, bleibt offen.
Drittens: Nachhaltigkeit. Ein Festival in den Bergen ist logistisch anspruchsvoll. An- und Abreise, Bühnenbau, Energie – all dies wirft Fragen nach ökologischer Verantwortung auf. Viele Festivals reagieren mit Strategien wie Shuttle-Programmen, Recycling oder erneuerbarer Energie. Die Herausforderung lautet, diese Maßnahmen konsequent zu denken, ohne die künstlerische Freiheit zu beschneiden. Viertens: Purismus vs. Pragmatismus. Der Vinyl-Fetisch im Minimal-Kontext wird geschätzt – haptisch, klanglich, kulturell. Gleichzeitig sind digitale Workflows effizienter, konsistenter und ressourcenschonender. Die Zukunft dürfte hybrid sein: analoge Sensibilität, digitale Präzision.
Schließlich: Kuratorisches Risiko. Ein B2B zweier Schwergewichte erzeugt Erwartungen. Der Mut, in der Dramaturgie leise zu bleiben, ist künstlerisch groß – doch nicht jeder Raum oder jedes Publikum trägt diese Geduld. 2025 zeigte allerdings, dass die Modernity Stage genau jener Ort ist, an dem die Stille zwischen den Kicks ebenso laut spricht wie der Bass selbst.
Fazit
Das Back-to-Back von Ricardo Villalobos und Raresh auf der Modernity Stage 2025 war weniger eine Abfolge einzelner Tracks als eine lebendige Klangarchitektur, die sich über Zeit und Raum spannte. In der Höhe der Alpen, umgeben von Glas und Licht, entfaltete sich ein minimalistischer Sog, der das Publikum nicht überrumpelte, sondern behutsam mitzog. Der Reiz lag im kontrollierten Fluss: ein stetiges, organisches Voranschreiten, das jede neue Platte zum Pinselstrich einer größeren Komposition machte. Wer verstehen will, warum Minimal und Microhouse seit Jahren eine so loyale Anhängerschaft besitzen, findet hier eine exemplarische Antwort: Es geht um Wahrnehmung, um Nuancen, um das Staunen über kleine Verschiebungen, die Großes bewirken. Das Caprices Festival liefert dafür die Bühne – die Künstler den Atem. Zusammen entsteht jener seltene Moment, in dem Tanzen und Hören eins werden.
Quellen der Inspiration
- Ricardo Villalobos – Wikipedia (DE)
- Caprices Festival – Wikipedia (EN)
- Minimal Techno – Wikipedia (DE)
- Microhouse – Wikipedia (DE)
- Diskjockey – Wikipedia (DE)
- Schallplatte – Wikipedia (DE)
- Crans-Montana – Wikipedia (DE)
- Alpen – Wikipedia (DE)
WICHTIG
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