RA Live: Mall Grab B2B Skin On Skin @ Junction 2 Festival 2023
Hochspannung unter freiem Himmel: Wie ein B2B-Zweiklang London beim Junction 2 in Aufruhr versetzte
Manchmal entsteht Magie genau dann, wenn zwei künstlerische Handschriften aufeinanderprallen und sich im selben Moment perfekt ergänzen. Das Back-to-Back-Set von Mall Grab und Skin On Skin beim Junction 2 Festival 2023 war ein solcher Augenblick. Es war der Moment, in dem rohe Energie, präzises Handwerk und spontane Eingebung zu einem einzigen, elektrisierenden Spannungsbogen verschmolzen. Unter dem Banner von Resident Advisor – im RA-Live-Format – zeigte das Duo, wie ein B2B über reine Abwechslung hinaus eine Erzählung formen kann: dynamisch, kantig und doch mit fein austariertem Flow. Während sich die Londoner Luft über den Nachmittag hinweg mit Basswellen auflud, wurde deutlich: Hier fand kein reines Abspulen statt, sondern ein Duell der Ideen, das am Ende in einer gemeinsamen Vision aufging.
Mall Grab, bürgerlich Jordon Alexander, gehört zu jener Generation australischer Produzenten und DJs, die in den späten 2010ern frischen Wind in die internationale Clublandschaft brachten. Sein Stil oszilliert zwischen rauen, von Warehouse-Ästhetik geprägten Grooves und melodischen Momenten, die den Puls der House-Historie fühlbar machen. Skin On Skin – ebenfalls aus Australien, mit Vorliebe für druckvolle Kicks, metallisch schimmernde Hi-Hats und rabiat-schöne Bassfiguren – ergänzt dieses Spektrum um eine spürbare Attitüde, die sich an den Rändern von Techno, Breakbeat und zeitgenössischem Rave-Sound reibt. In London, einer Stadt, deren musikalischer Puls seit Jahrzehnten die globale Clubkultur prägt, kulminierte dieses Zusammentreffen in einem RA-Live-Set, das ebenso kompromisslos wie zugänglich wirkte.
Ein gelungenes B2B lebt von der Art, wie zwei DJs atmen, hören, reagieren. Die beiden setzten auf wechselnde Impulse: Wer auch immer die eine Richtung öffnete, übergab die Staffel an den anderen, der sie schärfte, brach oder in überraschende Kehren lenkte. Wo Mall Grab mit treibendem Momentum und roughen Texturen ansetzte, lockte Skin On Skin das Set in dunklere, druckvollere Tiefen. Diese Dialektik erzeugte eine Spannung, die das Publikum mitschwingen ließ: Jeder Übergang war eine kleine Wette auf die Zukunft des nächsten Moments – gewonnen wurde fast immer.
Der Kontext machte das Ganze umso reizvoller: Das Junction 2 ist ein Musikfestival, das seit Jahren für sorgfältig kuratierte Line-ups und eine soundtechnisch hochwertige Umsetzung steht. Die RA-Live-Reihe bringt dabei einen dokumentarischen Anspruch mit – jenen Blick auf die Gegenwart der elektronischen Tanzmusik, der nicht bloß archiviert, sondern einordnet. Im Jahr 2023, in dem vielerorts wieder die kollektive Ekstase der Open-Air-Saison gefeiert wurde, fühlte sich dieses Set wie ein Manifest an: für Offenheit, für Spielfreude, für die fortlaufende Evolution eines Sounds, der ohne Clubkultur und Festivals kaum zu denken ist.
Musikalisch reichte die Palette von rauen, perkussiven House-Patterns bis zu technoiden Druckwellen, die den Korpus der Tracks wie ein Resonanzraum durchvibrieren ließen. Breakige Akzente blitzten auf, wenn die Bassdrum kurz in den Hintergrund trat und die Snare-Linien die Führung übernahmen – ein Nicken in Richtung UK-Ästhetik, die in London tief verwurzelt ist. Zugleich blieb genug Raum für melodische Haken: kleine, aber prägnante Motive, die zwischen Euphorie und Schweißausbruch pendelten. Nicht zuletzt war es die Ökonomie der Mittel, die überzeugte: keine überladenen Effekte, keine überzogenen Build-ups, sondern präzise gesetzte Höhepunkte, die umso mächtiger wirkten.
Die Crowd trug ihren Teil bei. Wer vorne stand, spürte das Dröhnen im Brustkorb; wer weiter hinten tänzelte, nahm die Wechsel als Wellenbewegung wahr. Das Zeichen für ein starkes Set ist, wenn der Außenrand eines Floors plötzlich näher rückt, weil die Musik zum Magneten wird. Genau das geschah: eine stetige Verdichtung, die unaufgeregt begann, aber konsequent zu einem kollektiven Ausbruch führte. Es war jener von vielen gesuchte Sweet Spot zwischen „Heads“-Anspruch und Festival-tauglicher Unmittelbarkeit – ein Punkt, an dem Kennerinnen und Ersttänzer gleichermaßen abgeholt wurden.
Die Handschrift von Resident Advisor war dabei mehr als nur ein Logo am Bühnenbanner. RA-Live-Sets haben den Ruf, sowohl kuratiert als auch organisch zu wirken: Man spürt, dass hier nicht die Jagd nach dem kurzlebigen Social-Media-Moment im Vordergrund steht, sondern ein Mix als dramaturgische Form. Dieses Selbstverständnis macht den Unterschied – insbesondere auf einem Festival, das sich seit seinen Anfängen als Plattform für Qualität und Langlebigkeit versteht. Der Mitschnitt dient so nicht allein als Souvenir des Tages, sondern als ein kleines Zeitdokument der Saison 2023.
Ein weiteres Argument für die Strahlkraft des Auftritts liegt in seiner Zugänglichkeit. Wer B2B hört, erwartet oft Patchwork – ein Mosaik, dessen Steine mal passen, mal nicht. Hier jedoch wirkte das Nebeneinander wie ein Plan: stilistische Reibung wurde zum Motor, nicht zum Störgeräusch. So blieb das Set offen für unterschiedliche Lesarten: als kompromisslose Techno-Offensive, als energiegedopte House-Session, als UK-getönte Reise durch die Geschichte des Dancefloors. Dass beides möglich war, macht den Reiz aus – und erklärt, warum der Auftritt auch jenseits des Festivalgeländes nachhallte.
Fragen & Antworten zum DJ Set
- Wer sind Mall Grab und Skin On Skin?
Mall Grab ist ein australischer DJ und Producer, der für rohe, energetische House- und Techno-Sets bekannt ist. Skin On Skin ist ebenfalls ein australischer DJ/Producer mit einem Fokus auf druckvolle, clubtaugliche Grooves; zusammen bilden sie ein B2B-Duo mit hoher Live-Energie.
- Was bedeutet B2B bei DJs?
B2B steht für „Back-to-Back“: Zwei DJs spielen abwechselnd (z. B. Track für Track) und reagieren kreativ aufeinander. So entsteht eine gemeinsame Dramaturgie.
- Was ist das Besondere an RA Live?
RA Live ist ein Format von Resident Advisor, das DJ-Sets in hoher Qualität kuratiert und dokumentiert. Der Fokus liegt auf musikalischer Relevanz und einer starken Aufnahmequalität.
- Wo fand das Set statt?
Beim Junction 2 in London – einem renommierten Musikfestival, das für stimmige Kuratierung und starken Sound bekannt ist.
- Welche Musikrichtungen waren zu hören?
Eine energiegeladene Mischung aus Techno, rauem House und breakigen, UK-geprägten Elementen – stets mit Fokus auf treibenden Groove.
- Kann man das Set nachträglich anhören?
RA-Live-Sets werden häufig über die offiziellen Kanäle von Resident Advisor zugänglich gemacht. Es lohnt, die Plattformen von RA zu prüfen, um Mitschnitte zu finden.
Faktisches
- Resident Advisor ist eine der einflussreichsten Publikationen der elektronischen Tanzmusik-Szene und dokumentiert seit den 2000ern die globale Clubkultur.
- Das Junction 2 gilt als Londoner Aushängeschild für kuratierte Line-ups und sorgfältige Klangarchitektur.
- Mall Grab hat als australischer Artist mit globaler Reichweite den Spagat zwischen undergroundigem Sound und Festival-Magnet geschafft.
- Skin On Skin ist für druckvolle, reduzierte Grooves bekannt, die besonders im Festival-Setting wirkungsvoll sind.
- Ein gelungenes B2B lebt von Reaktionsgeschwindigkeit, Trackkenntnis und Vertrauen – beides war in diesem Set deutlich hörbar.
- RA-Live-Aufnahmen fungieren als Zeitkapsel und halten prägende Festivalmomente in hoher Qualität fest.
- London ist seit Jahrzehnten ein Epizentrum für Clubkultur, von Acid House bis zu zeitgenössischem Rave-Sound.
- Festivals wie Junction 2 verbinden kuratorische Strenge mit Publikumsnähe und schaffen so ideale Bedingungen für besondere B2B-Momente.
Kritische Analyse
So überzeugend der Auftritt war: Ein B2B birgt immer das Risiko, in stilistische Beliebigkeit zu kippen. Wenn zwei Artists eigenständige Profile haben, kann das Nebeneinander wie ein loses Patchwork wirken. Beim RA-Live-Set von Mall Grab und Skin On Skin wurde diese Klippe durch kluge Dramaturgie umschifft – doch die grundsätzliche Spannung zwischen Stringenz und Freiheit bleibt Teil des Formats. Für einige Hörerinnen mag genau das der Reiz sein, für andere eine potenzielle Schwachstelle.
Hinzu kommt der Festival-Kontext: Kurze Changeover-Zeiten, wechselnde Akustik und ein heterogenes Publikum setzen andere Prioritäten als ein intimer Clubabend. Das kann Übergänge härter wirken lassen oder Nuancen verschlucken. Das Set nutzte diese Rahmenbedingungen geschickt aus, doch nicht jede texturale Feinheit trägt im Open-Air-Setting gleich weit. Wer die subtile Seite beider Artists liebt, könnte bestimmte Mikromomente vermisst haben.
Ein weiterer Diskussionspunkt betrifft die Balance zwischen „Heads“-Anspruch und massentauglicher Direktheit. Gerade RA-Live-Sets genießen Szene-Kredibilität; gleichzeitig erwarten Festivalcrowds Impact. Der Auftritt fand eine markante Mitte, doch er illustriert auch eine breitere Debatte: Wie viel Härte, wie viel Melodie, wie viel Nostalgie ist zeitgemäß? Die Antworten bleiben fließend – und das ist Teil der Faszination, aber auch des Streits.
Schließlich die Frage nach der Nachhaltigkeit: Festival-Mitschnitte kreieren starke Momentaufnahmen, die in Playlists und Feeds zirkulieren. Die Gefahr besteht, dass einzelne Höhepunkte den Eindruck dominieren und die vielschichtige Dramaturgie eines Sets überlagern. Die RA-Dokumentation hilft, das Gleichgewicht zu bewahren – doch es liegt am Publikum, tiefer zu hören als nur bis zum nächsten Drop.
Fazit
Das RA-Live-B2B von Mall Grab und Skin On Skin beim Junction 2 Festival 2023 war ein Musterbeispiel für kontrollierte Eskalation. Zwei profilierte Artists verzahnten ihre Stärken zu einer schlüssigen Erzählung, die zwischen Techno-Druck, House-Groove und UK-geprägten Break-Momenten pendelte. Der Festivalrahmen verlieh dem Set eine Unmittelbarkeit, die sich in der dicht gedrängten Crowd spiegelte; die Handschrift von Resident Advisor sorgte für ein kuratiertes Umfeld, das musikalische Qualität in den Mittelpunkt stellt. Wer verstehen will, wie B2B als Format mehr sein kann als eine Aneinanderreihung von Tracks, findet hier ein überzeugendes Beispiel – ein klingendes Dokument einer Saison, in der die Open-Air-Energie nach Jahren der Unterbrechung mit besonderer Intensität zurückkehrte.
Quellen der Inspiration
- Resident Advisor – Wikipedia
- Junction 2 – Wikipedia
- Mall Grab – Wikipedia
- Elektronische Tanzmusik – Wikipedia
- Techno – Wikipedia
- House – Wikipedia
- Acid House – Wikipedia
- London – Wikipedia
WICHTIG
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